In vielen Teilen der Welt heute gedenkt man Martin Luthers und ehrt ihn sehr - gewiss im ganzen Westen. Der jüngst erschienene Film über sein Leben war ein Hollywood Erfolg, der trotz seines religiösen Inhaltes große, säkulare Zuschauermassen anzog. Luther leistete mutig Widerstand gegen die falschen Doktrinen der römisch katholischen Kirche, trotz der Entschlossenheit von Papst Leo X, ihn festzunehmen und lebendig auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen. Er hatte alle Illusionen verloren, als er den Vatikan besuchte und die Scheinheiligkeit und die offene Unmoral unter der Geistlichkeit vom Priester bis zum Papst sah. Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war die Tatsache, dass Rom Ablässe verkaufte, die angeblich die verstorbenen Verwandten aus dem Fegefeuer in den Himmel bringen könnten. Die schändliche Verkaufstaktik, die Millionen Dollar zusammenbrachte, versprach, „wenn die Münze im Beutel klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt." Die Erlöse aus diesem schamlosen Betrug wurden für die Reparatur und Vergrößerung der St Peters Basilika verwendet. Dieses Furcht einflößende Gebäude steht heutzutage als ein Monument für das falsche Evangelium, das jene Kirche immer noch regelmäßig lehrt!
Desillusioniert und wütend schrieb Luther seine Disputation über die Kraft und Wirksamkeit von Ablässen (bekannt als „Die 99 Thesen") und nagelte sie an die Tür der Wittenberger Schlosskirche. Kopien wurden in mehreren europäischen Sprachen weit verteilt und erschütterten Europa, stachelten eine hitzige Debatte an, entzündeten die Reformation und den Exodus von Millionen aus der römisch katholischen Kirche - und brachte hoffentlich vielen von ihnen die Erlösung.
Obgleich Luther einiges von seinem Katholizismus beibehielt, hat seine mutige Erklärung vor dem kaiserlichen Reichstag in Worms (in starkem Kontrast zu der Haltung von so vielen Christen heute) Millionen inspiriert: „ich bin durch die Schriften gebunden... und mein Gewissen ist gefangen vom Wort Gottes. Ich kann und werde überhaupt nichts widerrufen... hier stehe ich, möge Gott mir helfen." Dass er wirklich meinte, was er sagte ist durch die Tatsache bewiesen, dass es ihn sein Leben kosten sollte, hätten nicht einige mächtige deutsche Fürsten seine Sache aufgegriffen und ihn gegen den Protest Roms beschützt - ein Ereignis, dem wir die Bezeichnung „Protestant" verdanken.
Verzweifelt bemüht, die totalitäre Autorität der Kirche aufrecht zu erhalten, starteten Bischöfe und Kardinäle eine Gegenreformation, die die Kirchendoktrinen festlegte und Gehorsam dafür auf dem Konzil von Trient (1545-1563) forderte. Seine Grundsätze und Dekrete denunzierten die alleinige Autorität der Schrift, die von Luther bekräftigt worden war, bestritten die Errettung durch Glauben an Christus ohne die Kirchensakramente und gute Werke, und wiesen im Grunde alles zurück, was die Reformatoren von der Kirche verlangten, nämlich die Unterwerfung unter Gottes Wort zu akzeptieren. Trient produzierte mehr als 100 Anathema (Exkommunikation / Verdammung) gegen alle, die irgendeine Lehre der Reformation annahmen. Es kostete etwas, in jenen Tagen für die Wahrheit von Gottes Wort einzustehen, und viele Tausende würden keine Kompromisse für ihre Überzeugungen eingehen, trotz Folter und Tod.
Wir brauchen heute dringend ein Wiederaufleben einer solchen unerschütterlichen Überzeugung. Sie wird jedoch nicht kommen, ohne dass der Hunger und Durst eines Individuums nach Gerechtigkeit erweckt wird (Mt 5,6) und tiefe Leidenschaft für unseren Herrn und für Sein Wort. Leider wird die Wahrheit Gottes heute nicht nur vernachlässigt und in Kompromissen hingegeben, sondern wird tatsächlich durch viele unterminiert, welche Millionen von Christen als evangelikale Führer ansehen. Tragischerweise werden große Massen darauf vorbereitet, der großen Verführung zu folgen, die jene befallen wird, die „die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, durch die sie hätten gerettet werden können" (2Thes 2,8-12).
Ist die Reformation des 15. Jahrhunderts und Roms Opposition dagegen zu jener Zeit lediglich interessante Geschichte mit wenig Beziehung zur Kirche und Welt heute? Kaum! Die Schlacht geht weiter und hat eine bei weitem tödlichere Phase erreicht. Eine wachsende Verführung hat eine Vielzahl getäuscht und sie umarmten ökumenische Kompromisse, während sie sich vorstellten, dass sie immer noch auf der Seite des Herrn wären.
1962 bekräftigte Papst Johannes XXIII bei der Eröffnung des 2. Vatikanischen Konzils in Rom, „ich akzeptiere vollständig alles, das auf dem Konzil von Trient beschlossen und erklärt wurde." Das 2. Vatikanische Konzil selbst „bekräftigt wieder die Beschlüsse des Konzils von Trient." Am 31.12.1995 erklärte Papst Johannes Paul II, indem er den 450. Jahrestag der Eröffnung des Konzils von Trient ehrte, „Seine Beschlüsse behalten ihre volle Gültigkeit."
Egal was ein katholischer Freund, ein liberaler Priester oder ein Professor einer katholischen Universität sagen mag, Trient bleibt die offizielle Lehre Roms und wurde viele Male wieder seither durch die höchsten Kirchenautoritäten bestätigt. Hier sind nur einige wenige der Anathema von Trient, die alle durch das 2. Vatikanische Konzil erneuert wurden, den Codus des kanonischen Rechtes und den aktuellen Katechismus der katholischen Kirche, und die heute immer noch offizielle Lehre des römischen Katholizismus bleiben, und sie halten die starren Dogmen jener „unfehlbaren" Kirche aufrecht, ungeachtet gegenteiliger Statements irgendwelcher Personen.
Keine kühnere und eindeutigere Ablehnung der Bibel und des Evangeliums von Jesus Christus könnte erklärt werden. Dieses kurze Beispiel stellt die aktuelle Lehre des römischen Katholizismus dar, wie sie von Hunderten von Millionen Katholiken heute gelehrt und praktiziert wird. Man kann die Tatsache nicht in Zweifel ziehen, dass dies ein falsches Evangelium ist, das leider römische Katholiken auf ihrem Weg in die Flammen in Bindung hält - nicht eines „Fegefeuers", das durch Päpste erfunden wurde, sondern in den ewigen Feuersee. Wie können jene, die bekennen, Luther und die Reformation zu bewundern, den Katholizismus verteidigen?
Angesichts dieser unbestreitbaren Tatsachen kann kein Evangelikaler einen römischen Katholiken einen wiedergeborenen Christen nennen. Die schändliche Ironie ist, dass so viele evangelikale Führer und ihre Anhänger, während sie behaupten, die Reformation und ihr Evangelium der Erlösung durch Glauben alleine an Christus zu ehren, zur gleichen Zeit ihre Augen vor der Wahrheit schließen, und handeln, als ob die Reformation nie stattgefunden hätte und als ob Katholiken an das biblische Evangelium glaubten. Haben wir vergessen, dass jene, die nicht dem Evangelium glauben, ewig verloren gehen? Wird ihre ewige Verdammnis auf unseren Händen sein?
Schändliche Ironien sind im Überfluss vorhanden. Obgleich die römisch katholische Kirche Gegner nicht länger auf dem Scheiterhaufen verbrennt (eine Praxis, die heute sogar die säkulare Welt abstößt), bleiben immer noch jede falsche Lehre und Praxis, gegen die sich Luther und seine Mitreformatoren gewandt haben, durch die unzählige Millionen getäuscht werden. Sie lehrt immer noch Erlösung durch Taufe, gute Werke und die anderen Sakramente, die vermittelt werden durch Maria, als der „Zugang zur Christus". Sie bietet immer noch kostenpflichtige Ablässe an für die Freilassung aus dem Fegefeuer in den Himmel und lehnt immer noch die letztendliche Autorität der Schrift ab! All ihre Anathema, die in Trient gegen protestantische Glaubenselemente ausgesprochen wurden, bleiben voll gültig und wirksam. Doch viele von Luthers modernen Nachfolgern umarmen nun den römischen Katholizismus als das wahre Evangelium!
Am 31.10.1999 unterzeichneten Vertreter der Lutheranischen Weltföderation und die römisch katholische Kirche eine gemeinsame Erklärung (JDDJ), die behauptet, dass die die wesentlichen Differenzen aufgelöst seien, die die Reformation verursachten. Nicht eine Lehre oder Praxis hat sich in der katholischen Kirche verändert. Während sich Lutheraner selbst angesichts dieser wunderbaren „Vereinbarung" beglückwünschten, bot Papst Johannes Paul II spezielle Ablässe für Erlösung im Jahr 2000 an. Wäre Martin Luther am Leben gewesen, hätte er die Verräter, die die Kirche leiten, die seinen Namen trägt, öffentlich angeprangert und hätte seine „99 Thesen" an die Tür des Hauptquartiers der Lutheranischen Weltföderation genagelt! Wie können wir die Blindheit erklären, die zu diesem skrupellosen Verrat an der Reformation, an Christus und Seinem Wort geführt hat?
Fünf Jahre davor, nicht weniger schändlich, hatten evangelikale Führer (Bill Bright, Charles Colson, Os Guinness, Richard Mouw [Präsident der Fuller Theologischen Hochschule], J.I. Packer, Pat Robertson, John White [ehemaliger Präsident der National Association of Evangelicals], et al.), „Evangelikale und Katholiken gemeinsam: Die Christliche Mission im Dritten Jahrtausend" (ECT) unterstützt. Dort ergeht der Aufruf an Evangelikale, sich mit römischen Katholiken bei der Evangelisation der Welt zu verbünden und besagt, „Wir danken Gott, dass wir uns gegenseitig als Bruder und Schwester in Christus entdeckt haben."
Auch war das ECT nichts Neues, sondern der Höhepunkt des Aufspielsetzens der Wahrheit, das inmitten der evangelikalen Bewegung seit langer Zeit gewachsen war. Mindestens 40 Jahre vor ECT hatte Billy Graham erklärt, dass seine Glaubensüberzeugungen im Grunde dieselben wären wie die der orthodoxen römischen Katholiken, und dass er und der Papst beinahe in Allem übereinstimmten, einschließlich des Wegs der Erlösung! Dieselbe Haltung wurde seit langem eingenommen durch evangelikale Universitäten wie Westmont und Wheaton, Publikationen wie Christianity Today und Charisma, Organisationen wie Campus Crusade for Christ, Jugend mit Mission und World Vision, wie auch durch andere evangelikale Institutionen und Führer. Bezeichnend für die Schizophrenie des Evangelikalismus geschah in Wheaton, das ein großes Zentrum und Museum hat, zur Ehre von Billy Graham, und das katholische Professoren für kurze Zeit anstellt, wo ein populärer Professor gefeuert wurde, weil er zum „Katholizismus konvertierte", wobei man ihn einen „begabten Bruder in Christus" nannte!
Martin Luther und die anderen Reformatoren wären eher auf dem Scheiterhaufen gestorben, als solch ein Dokument zu unterzeichnen wie die Gemeinsame Erklärung oder ECT! Wie erklären wir uns die heutige Leugnung von allem, wofür die Reformation stand seitens derer, die behaupten, sie zu ehren und im Glauben den Reformatoren nachzufolgen? Beim Versuch, eine solche geistliche Schizophrenie auszuloten, hatte The New York Times in ihrer Ankündigung von ECT am 30. März 1994 geschrieben:
Sie arbeiteten eng zusammen in den Bewegungen gegen Abtreibung und Pornographie, und nun fragen führende Katholiken und Evangelikale ihre Herden... sich endlich gegenseitig als Christen anzunehmen. In dem, was eine historische Erklärung genannt wird, verbanden sich Evangelikale... mit konservativen römisch-katholischen Führern...[und] drängten Katholiken und Evangelikale, das aggressive Gewinnen von Jüngern aus der jeweilig anderen Herde zu stoppen. John White, Präsident des Genfer Kollegiums und früherer Präsident der Nationalen Vereinigung der Evangelikalen, sagte, das Statement war ein „glorreicher Augenblick" im religiösen Leben Amerikas nach Jahrhunderten von Misstrauen....
Das Evangelium von Jesus Christus, durch das man alleine wiedergeboren wird (1 Pt 1,22-25), wird ständig verleugnet. Das ist der Streitpunkt, wobei der ewige Bestimmungsort von Seelen in der Schwebe ist. Obgleich sie nicht persönlich ECT unterzeichneten, geben Bill Hybels und Rick Warren, wie so viele andere evangelikalen Führer, den Anschein voller Kooperation und Übereinstimmung mit Rom. In Verletzung des klaren Gebots der Schrift, „dass ihr für den Glauben kämpft, der den Heiligen ein für allemal überliefert worden ist. (Jud 3) werden weder Hybels noch Warren noch die meisten anderen evangelikalen Führer, einschließlich Billy Graham, ihren großen Einfluss dazu verwenden, irgendeine Warnung oder Korrektur vorzubringen - gegenüber Rom oder irgendwen sonst!
Sogar der Islam wird als richtiger „Glaube" verteidigt, mit dem Rick Warren zusammenarbeitet indem er darauf hinarbeitet (durch seinen P.E.A.C.E. Plan), was er eine „Neue Reformation" nennt. In seiner Förderung sagt er, er „würde jedem Imam, Priester oder Rabbi vertrauen...." Glauben wir nicht länger dem Evangelium und dass jene, die es ablehnen, auf ewig verloren sind?
Johannes Paul II verurteilte alles, für was die Reformation eintrat, doch auch er wird hoch von denen geehrt, die noch Luther preisen. Wie können wir zwei diametral entgegengesetzte Glaubensannahmen zur gleichen Zeit ehren? Sind „Christen" irregeworden?! Worte haben ihre Definitionen verändert, widersprüchliche Überzeugungen werden gleichzeitig vertreten, und Wahrheit wird neu definiert, damit sie jedermanns Geschmack passt. Wir sind Wind und Wellen preisgegeben auf einem Ozean der Bedeutungslosigkeit ohne Ruder oder Kompass - doch beinahe jeder preist unseren „Fortschritt." Genau wie die Welt macht die Kirche („Ich bin reich und habe Überfluss" - Off 3,17) willentlich die wesentlichen Unterschiede zwischen Gottes Wahrheit und Satans Lügen undeutlich. O ja, evangelikale Führer behaupten immer noch, Gottes Wort zu bekräftigen, doch wer steht auf gegen die falschen Lehren, die durch das heutige „christliche" Radio und Fernsehen gemacht werden oder gegen die „Mutter der Huren" (Off 17,5), wie Luther es tat?
Obgleich immer noch Lippenbekenntnisse für die Reformation abgelegt werden, wurden die tiefen Überzeugungen, die sie hervorgebracht hatten, verraten. Es wird immer später und die evangelikale Kirche muss sich dringend ein paar offenen Fragen stellen: 1) Was war das Ziel der Reformation? 2) Was ist die kompromisslose Versicherung biblischer Wahrheit, die passend für Luthers Tage war, aber nicht für heute? 3) Wofür stand sie zu ihrer Zeit, auf Kosten so vieler Martyrer und so viel Leiden, das heute geleugnet werden sollte? 4) Haben Jesus Christus und Sein Evangelium sich verändert? 5) Hat sich irgendeine Glaubensannahme oder Praxis in der katholischen Kirche verändert, welche Evangelikalen das Recht geben könnte, den Katholizismus als das biblische Evangelium anzunehmen?
Während Evangelikale buchstäblich den Reformatoren eine lange Nase machen, kommt eine machtvolle Reformation des Islam in der moslemischen Welt in Fahrt. Dringende Aufrufe werden gemacht, sich der fleischlichen Unmoral Amerikas, des „Großen Satans" zu enthalten. Nach den verblüffenden Niederlagen durch Israel 1948 und 1967 begannen die Imams zu predigen, dass Allah nicht glücklich sei und dass Moslems zurück zum Koran und zum wahren Islam gehen müssten. Das Ergebnis war ein zunehmendes Erwachen des fundamentalistischen Islams mit seinem begleitenden Terrorismus. Zur gleichen Zeit versinkt der „christliche" Westen in immer tiefere Verderbtheit. Ein Beispiel ist Howard Sterns Unflat und Glorifizierung der Unmoral, die ihn zu der am höchsten bezahlten Radio-Persönlichkeit in den USA gemacht haben. Dass Filme, Fernsehen und Radioshows immer kühner bei ihrer Verspottung von biblischer Wahrheit und Förderung der Homosexualität und anderen schändlichen Perversionen werden, spiegelt nur wider, was die große Mehrheit der westlichen Welt, einschließlich der Katholiken und Protestanten, begehrt und genießt.
Die Bibel hat sich nicht geändert. Gott hat sich nicht geändert. Das Evangelium hat sich nicht geändert. Hat sich unsere Hoffnung verändert? Anstatt „indem wir die glückselige Hoffnung erwarten und die Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Retters Jesus Christus" (Ti 2,13), schauen wir stattdessen auf „christliche" Politiker, die uns erlösen sollen? Die evangelikale Kirche heute ist in der Stimmung für Anpassung, Einheit, Kompromiss. Sind dies die „schlimmen Zeiten" (2 Tm 3,1), die drohend in der Schrift angekündigt sind?
TBC