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Himmel unser Heim

Bounds, E M

Himmel, unser Heim

E. M. Bounds - Dezember 23, 1890

Moderne progressive Religion

Moderne, progressive Religion bemüht sich unter anderem, christliche Gedanken und Hoffnung hauptsächlich auf dieses Leben zu richten, und so wenig wie möglich auf das künftige. Himmel als Inspiration, Trost oder Ziel darf im neuen Credo wenig oder keinen Platz haben. Schlagfertig redet es mächtig und mit viel Wahrheit von der Notwendigkeit, für die Menschheit und Erde und die Forderungen des Christen für dieses Lebens zu arbeiten. All das sieht gut aus, aber die Tendenz, wenn nicht das Ziel, ist es, Religion zu verwirklichen, und sie so zu verhärten und deformieren, dass sie weder für die Erde noch für den Himmel passt.

Vision für den Dienst auf Erden

Eine Vision des Geistes, der Hoffnung des Himmels, seine Reinheit und Inspiration muss unseren Dienst für die Erde durchdringen. Die volle Kraft dieses himmlischen Ansporns muss unsere Seelen erfüllen und erhaben machen, sonst erschöpft sich unser Mühen für die Erde und Menschen und beeinträchtigt alle festen Prinzipien.

Die Vorstellung vom Himmel und seine Erwartung ständig vor Augen sind notwendig, den Menschen bei der Religion zu halten. Gott ist im Himmel, Christus ist dort, thronend und herrlich, und unser Trachten muss darauf fixiert sein. Wer wenig Himmel in seiner Religion hat, hat wenig von Gott und Christus, denn Christus, Gott und Himmel               sind in diesem Zeitalter eins. Für die Frommen war der Himmel immer die verlockendste, stärkste Motivation. Das Angeld des Himmels, sein Vorgeschmack und Verheißung, werden durch den Heiligen Geist bei der Bekehrung ins Herz gelegt. Seine Gegenwart und Realisation werden mit den Jahren stärker und gewinnender.

Empfängliche Harmonie im Christenleben

Christenleben und Mühe sollten in empfänglicher Harmonie mit dem Begehren Christi sein, der sagte, und Seinem Vater immer sagt, „Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast“ (Johannes 17,24). Der Christ sollte diesem Gebet immer zustimmen. Das ist kein verkommener Dienst im Interesse eines Gefühls, sondern Vorbereitung auf den höchsten Dienst. Keine noch so wichtige Aktivität darf jedoch als Ersatz für Liebe dienen. Sündig ist die kirchliche Aktivität, die Sehnsucht auf den Himmel abzieht oder schwächt. Weltlich und götzendienerisch sind Bindungen, die die Schwingen für den Himmel beschneiden; irdisch sind die Schätze, die der Seele festen Blick von der Stadt unseres Gottes abwenden. Schwach und wolkig ist der Glaube, der Gottes Ratschluss nicht erwartet und zum Himmel durch Liebe und nicht durch Gesetz kommt.

Die Stadt deren Baumeister und Schöpfer Gott ist

Man überlässt nicht das Praktische dem Sentimentalen. Die Poesie des christlichen Gefühls ersetzt nicht die Prosa des Christenwerkes. Gottes praktischste Heilige haben den größten Anteil an diesem himmlischen Geschmack. Christi tapferste Soldaten und arbeitsamsten Diener schwelgten in der Himmelspoesie. Sie hat die Langeweile und Schwere ihres täglichen Kreuzes erleichtert, ihren unerschöpflichen Anstrengungen Energie, Mut und Ausdauer gegeben. Abraham, unser aller Vater und Wegbereiter, schaute immer nach dieser Stadt, deren Bauherr und Schöpfer Gott ist. Jerusalem, unser aller Mutter, hat ihren Mustergeist, Melodie und Namen vom Himmel erjagt. Christus erduldete das Kreuz, verachtete die Schande, als er klar diese himmlischen Freuden sah. Entzückt vom offenen Himmel fiel Stephanus unter den tödlichen Steinen seiner Mörder in einen süßen, gebetsreichen Schlaf. Paulus, der Arbeiter aller Arbeiter, der praktischste Mensch, hatte immer den Himmel vor Augen und im Herz. Sein Auftrag als Apostel war nicht autoritativer und inspirierender als seine Visionen vom Himmel.

Nachdenken über den Himmel schenkt Trost und Stärke

Als Mose Ägyptens Krone gegen die Schmach des Christus abwog, erleichterte seine Hoffnung auf den Himmel die momentane, verzweifelte Lage und bestärkte ihn für das Opfer und seinen Kampf. Konstant inspiriert vom Himmel mühte sich Paulus. Seine Visionen davon machten ihn rastlos für seine Verwirklichung und er starb, unterstützt und belebt von seiner Krone. Christus ertrug tapfer das Kreuz und die Schmach mit Erwartung des Himmels im Blick. Der Himmel erfüllt den Glauben und die Gedanken von Gottes Leuten mit verstärkter Macht und Glanz, um ihre Sorgen zu lindern und ihre Stärke zu erhöhen. Als Sorgen und Verzweiflung Christi Jünger bedrückten, verwies Christus auf Seines Vaters Haus mit vielen Wohnungen, und ihren Eingang darin als Trost zur Stärke für ihre Mühe und Ermattung. Frühere Heilige „ertrugen freudig den Raub ihrer Güter, weil sie wussten, sie hätten im Himmel ein besseres und bleibendes Gut“ (Hebräer 10,34). Welche Befreiung und Wonne brachten diese Worte dem sterbenden Schächer: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lukas 23,43). Wie zog die unzerstörbare Krone und das nicht von Händen gemachte Haus, das der Apostel den Heiligen in Korinth vorstellte, an, inspirierte sie, stärkte sie für Prüfung, Ablehnung und die größten Anstrengungen.

Unser Bürgerrecht ist im Himmel

Unsere Herzen müssen im Himmel sein, unsere Augen dort fixiert, unser Bürgerrecht eingetragen; wir müssen loyal sein. Seine Sprache soll auf unseren Lippen sein, seine Musik in unseren Ohren, seine Reinheit in unseren Herzen, unsere Hände sein Werk fleißig tun, unsere Füße bereit und eifrig, durch sein Tor zu gehen und den Boden zu betreten. Wir können nicht zu viel aus dem Himmel machen, nicht zu oft daran denken, nicht zu sehr danach verlangen, nicht zu hart dafür arbeiten. Wir müssen wegbleiben von diesem sanglosen, herzlosen Materialismus, der Gefühl irdisch macht, den Himmel im Name von Religion auslöscht, anscheinend im Interesse von Frömmigkeit, aber in Wirklichkeit die Frömmigkeit im Herzen ersticht.

Der Christ kann wirklich nicht voll seine Pflicht tun, bis sich der Himmel voll in seinem Herzen abbildet. Er ist nicht bereit, gut für die Erde zu arbeiten, bis sein Name auf dessen mit Juwelen bestückten Säulen geschrieben ist und die Visionen des dritten Himmels in seinem Herzen sind und seine Zunge unterdrücken. Niemand kann für Gott effektiv arbeiten, wenn sein Verlangen den Himmel nicht erreicht. Niemand kann wirklich Christus auf Erden loyal sein, bis sein Verlangen entfacht ist, wegzugehen und mit Christus im Himmel zu sein.

Statt den Himmel von unserem Glauben, Arbeit und Leben zu eliminieren, müssen wir mehr von seiner Macht erfüllt werden, deutlicher von seiner Realität erfahren, unser Anrecht auf sein unverderbliches und unverwelkliches Erbe zuversichtlicher erfassen und mehr schätzen. Statt ihn zu löschen, brauchen wir volleren Zufluss.

Möge er mehr vom Himmel schenken, und lass die Gefäße brechen,
und lass unsere freigekauften Geister gehen, den Gott zu erfassen, den wir suchen,
in entzückter Scheu Ihn bestaunen, der mir die Sicht erkaufte,
und wegen Seiner Gnade alle Ewigkeit rufen und erstaunt sein.

Etwas wie diese himmlische Erfahrung würde uns für das Werk erfrischen und uns stärken, zu verkraften und auszuharren. Statt ein Anfangsprinzip und Motiv zu sein, das nur zum kindlichen Geisteszustand gehört, ist der Himmel während unserer ganzen christlichen Entwicklung vorhanden, nimmt mit unserem Fortschritt zu und wächst mit unserem Wachstum.

Die Realität des Himmels ist ein unvergängliches Element im christlichen Charakter. Die ganze Sache ist einfach vernünftig. Ist die Bibel wahr, unsere Religion wirklich, ist der Himmel besser, weit besser als die Erde; bessere Leute, ein besseres Land, bessere Gegend. Glücklich ist, wer Schmerzen, Krankheit, Weinen, Mutlosigkeit und Gräber der Erde für den Himmel getauscht hat.