Ein Auszug aus A Very Present Help
Es war dunkel, und das zu Recht – die dunkelste Nacht in Sauls Leben. Hinter ihm waren seine Armeen bei Gilboa aufgestellt, bereit sich den Philistern zu stellen, die sich gegen sie versammelt hatten. Mit zwei Dienern schlich er sich verstohlen entlang eines kaum erkennbaren Weges, der zu einer einsamen Hütte führte. Diese Nacht war Saul verkleidet. Nie durfte bekannt werden, dass Israels König, der durch eigenes Dekret die okkulte Zunft verboten hatte, auf dem Weg war, die Hexe von Endor zu konsultieren.
Für Saul war es die endgültige Einsamkeit. Von der anderen Seite eines nicht überbrückbaren Abgrundes streckte er sich nach dem Gott aus, der nicht länger da war. Er suchte und konnte nicht finden. Er klopfte und niemand antwortete. In größter Angst tastete er am Rande des Abgrundes herum, und wie der Hirtenjunge, der nach ihm auf dem Thron sitzen würde, rief er vielleicht, „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
David wusste jedoch, dass sein verzweifelter Ruf, der in einem schwachen Moment geäußert wurde, an den Einen adressiert war, der schließlich doch da war – Einer, der bestimmt antworten würde. „Sei nicht schweigsam zu mir“, hatte David gebeten, „damit… ich nicht wie die werde, die in die Grube hinabfahren“. Bei ihm war es ein Ruf zu einem Gott, der gewiss da war und unendlich ersehnt werden soll. Er wusste, dass kein Verlust, ob es der Thron war, der ihm so lange versagt blieb, oder Freunde, oder Ansehen oder das Leben selbst, mit dem Verlust dieser Beziehung verglichen werden konnten. Für Saul jedoch würde es keine Antwort geben, und genau am Rande dieser großen, unveränderlichen Kluft erschauerte Saul in dieser dunklen Nacht.
Gerade die Tatsache, dass Gottes Geist einst auf Saul ruhte und ihm Seine Stimme bekannt gemacht hatte, machte es noch viel bitterer. Diese Führung hatte Erfolg jenseits seiner kühnsten Träume zugesagt. Nicht nur war Gottes Geist immer wieder je nach Notwendigkeit gekommen, sondern da war der treue Samuel, der ihm Rat und Ermutigung gab. Nun war Samuel tot – der Prophet, der ihn zum König und Befreier Israels gesalbt hatte, und von dessen Rat er einst abhing. Die Philister, zu deren Zerstörung er einst berufen worden war, warteten genau jetzt aufs Töten. Dieser Gedanke verfolgte ihn. David, der süße Sänger, den er einst liebte und von dem er wusste, dass er nach ihm König werden würde, war bei jenen Armeen, gesalbt und bereit, den leeren Thron einzunehmen. Auch dieser Gedanke verfolgte ihn. Die großen Taten, die er für Israel hätte vollbringen sollen, peinigten ihn. Diese Nacht hatte sich für ihn der Kreis geschlossen, und das Schlimmste war, er hatte niemand, an den er sich wenden konnte. Keiner, der eine helfende Hand ausstreckte. Nicht mal jemand, dem er etwas gestehen konnte. In der Hölle erhob er seine Augen und sah aus unermesslicher Entfernung alles, was wirklich lohnenswert und einst sein gewesen – oder zumindest erhältlich – war, vollkommen und für immer außer Reichweite. Jetzt standen ihm nur die Mächte der Dunkelheit zur Verfügung, und er war sogar hilflos, sie ohne Hilfe der verachteten Frau heraufzubeschwören, zu der er jetzt eilte. Ohne Gott und ohne Hoffnung in dieser Welt ging er bloß hin, um sein Verhängnis bestätigt zu bekommen. Die Hölle.
Was machte ein netter Junge aus Gibea an einem solchen Ort? Was macht schließlich jemand an den Pforten der Hölle? Die Zutaten der Tragödie sind in den meisten Fällen erschreckend ähnlich: ein sehr durchschnittlicher Mensch soll nach Erwartung der Menschen und Gesellschaft eine Funktion einnehmen, für die er nie bestimmt war. Die Dringlichkeit ist und war wirklich. Unsere heutige Welt ist durcheinander. Israel sah sich damals schwerwiegenden Gefahren gegenüber, wie es auch heute der Fall ist. Das Debakel, dass die Bundeslade von Silo entfernt wurde, hatte verheerende Folgen. Sogar nach ihrer Rückerstattung hatten die Philister mit ihren Übergriffen weitergemacht, und eine Stadt nach der anderen in einer Reihe von demoralisierenden Aggressionen eingenommen. Mit dem Tod Elis und seiner Söhne hatte Samuel die geistliche Führung in Israel übernommen, und in einer dramatischen Schau göttlicher Macht hatte Gott die Philister bei Mizpa vernichtet. Es war eine Bekräftigung dessen, was Gott als Antwort auf das gerechte Gebet eines Menschen tun könnte. Als man die Siege nicht sofort weiterverfolgte, kam die Forderung auf, die das Desaster entzündete: „so setze nun einen König über uns, der uns richten soll, nach der Weise aller Heidenvölker!“
Zuallererst empfand Samuels Selbstmitleid. Aber nein, Gott versicherte ihm; „Denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen, dass ich nicht König über sie sein soll! …. Doch verwarne sie ausdrücklich und verkündige ihnen das Recht des Königs, der über sie herrschen wird!“
So hatte die Trennung mit Eva angefangen. Hat Gott wirklich gesagt (1 Mose 3,1)? Gab es nicht einen anderen Weg als vollkommenen Gehorsam? Für die Nation Israel sammelten sich Moses Anklage auf dem Totenbett und Josuas Herausforderung, beim Eingang ins Land zu entscheiden und nun Samuels Warnung als monumentales Zeugnis gegen das Volk an, wenn jene Unglücke, von denen jeder sprach, tatsächlich auf sie fallen würden. „Wenn ihr dann zu jener Zeit schreien werdet über euren König, den ihr euch erwählt habt, so wird euch der HERR zu jener Zeit nicht erhören!“
In diese werdende Tragödie fiel Saul, und man könnte kein besser geeignetes Opfer finden. Gut aussehend, groß, eine angenehme Persönlichkeit – er hatte all das. Wenn die Leute einen König haben mussten, war er bestimmt der Beste, der verfügbar war. Doch er war keine Vertretung für Gott, und das war es, was die Leute wollten – auch heute noch. Dennoch würde Gott mit ihm sein. Samuel versprach es – wenn. Eines der großen Wenn hatte mit Gehorsam Gottes Prophet gegenüber zu tun: „Da wird der Geist des HERRN über dich kommen, und du wirst in einen anderen Mann verwandelt werden.“ Demütig begann Saul, und folgte den Anweisungen. Es war alles so neu.
Es ist nicht allzu schwierig, Saul mit einem der heutigen Millionen fassungslosen „Königen“ auszutauschen, die versuchen, über ein persönliches Universum zu herrschen, über das sie eigentlich nie Herrschaft haben sollten. Mit all dem Aussehen, Talent und guten Absichten in der Welt wusste Saul, er hatte nicht genug, um es zu schaffen, und an dem Tag seiner Vorstellung vor den Stämmen hatte er sich versteckt. Es war eigentlich die aufrichtigste Handlung seines Lebens.
Sünde war nichts Neues in Israels Volksleben. Es ist auch in unserem kein isolierter Vorfall. Aber Israels König war bereits eine Tatsache, als Samuels endgültige, unerbittliche Vorhersage gemacht wurde (1 Samuel 12,13-15). Obgleich das Volk von Gewissensbissen heimgesucht wurde, war es zu spät, das Böse abzustellen. Immerhin war da ein Ausweg: „Fürchtet euch nicht! Ihr habt zwar all dieses Böse getan; doch weicht nicht von der Nachfolge des HERRN ab.“ Gnädigerweise fuhr Samuel fort, sein von Gewissensbissen erfasstes Volk zu trösten. „Es sei aber auch ferne von mir, mich an dem HERRN zu versündigen, dass ich aufhören sollte, für euch zu beten…. So fürchtet nun den HERRN und dient ihm in Wahrheit, mit eurem ganzen Herzen…. Wenn ihr aber dennoch Böses tut, so werdet ihr samt eurem König weggerafft werden!“
Für den jungen Mann aus Gibea, der nach den Eselinnen suchte, war es kein zu verheißungsvoller Anfang. Dennoch blieb Gottes Verheißung der Hilfe auf ihm, wenn er das bereits beschädigte Gefüge des neuen Königtums aufgreifen und in demütiger Abhängigkeit von Gott wandeln würde.
Wie oft müssen wir die Bruchstücke aufnehmen, die sogar eingestandene Sünde hinterlässt. Gott hilft uns, mit dem Trümmerhaufen umzugehen, und mit Seinem schönen Wenn, zeigt er einen Weg hinaus. Wie Samuel für Israel betete, da ist Einer, der für uns betet, „mit Seufzern, die nicht ausgesprochen werden können“. Und dann ist da Gottes Verheißung, wie sie bei dieser Gelegenheit kam: „Der HERR aber wird um seines großen Namens willen sein Volk nicht verstoßen, denn es hat dem HERRN gefallen, {euch} zu seinem Volk zu machen“ (1 Samuel 12,22). Die Verlässlichkeit und Herrlichkeit von Gottes eigenem Namen steht in der Qualität der Hilfe, die Er erweist, auf dem Spiel. Nehmt dazu die Freude, die Er hat, indem Er uns zu den Seinen macht…. Nichts wird uns je von der Liebe Gottes trennen. Auch würde der Sohn es nicht zulassen, dass etwas zwischen Ihn und die Freude kommt, die vor Ihn gestellt wurde, da wir für immer in Seiner Obhut sein würden. Mit all der Gewissheit von Gottes Liebe zu helfen und all der Fähigkeit des Großen Arztes zu heilen können auch wir einen tragischen Fehler in eine Ausgangsbass für einen tieferen und mehr zur Einsicht gebrachten Wandel mit Ihm verwandeln.
Zugegeben, Saul war an einer unangenehmen Stelle – tatsächlich an der Stelle, die nur Gott einnehmen sollte. Doch war Er treu Seiner Verheißung und die Auswahl des Wahlvolkes begann seine Herrschaft mit all der Popularität und dem Wohlwollen, die ein neuer König wohl erwarten konnte. Könnten wir so weit gehen und andeuten, dass er etwa genau dieselbe Stellung wie ein neuer Christ einnimmt, der in eine ruinierte Welt hineingeboren wird? Es ist nicht die beste aller möglichen Welten. Jene war vor langer Zeit im Garten zurückgelassen worden. Aber es ist die eine, die wir haben, und mit der Hilfe des Heiligen Geistes, der uns führt und Jesus, der für Gottes Verheißungen Bürgschaft leistet, können wir es tatsächlich schaffen. Saul war definitiv nicht alleine in dieser von Problemen durchsiebten Lage.
Wie wichtig sind die ersten Schritte für ein Kleinkind. Zwanghaft umklammert es die ausgestreckte Hand. Wie schrecklich erscheint die Welt aus der Perspektive der zwei pummeligen und nun aufrechten Beine. Das Kleinkind wagt es, weil Mutter da ist, oder Vater. Wir wagen in diesem ruinierten Universum nur zu laufen, weil der Heilige Geist diesen helfenden Dienst für uns in dem Moment spendet, in dem wir in Gottes Familie geboren werden. Wir sind nicht alleine gelassen. Jede Trennung danach erfolgt durch unsere Entscheidung. Sauls Verbindung zu Gott und allem Richtigen in Israels Volksleben hing von Gehorsam ab – das Wenn, das den Unterschied zwischen Desaster und Erfolg bedeutete.
Der Mann, der alles hatte – außer dem Recht zu herrschen – brauchte nicht lange, sich von der Hilfe, die er benötigte, zu entfremden. Eine entscheidende Schlacht mit den Philistern stand bevor. Die Anweisungen waren eindeutig. Saul sollte seine Armeen aufstellen und auf Samuel warten, der nach seinem Kommen dann dem Herrn opfern und ihn befragen wollte. Die Tage vergingen. Als Samuel nicht auftauchte, ergriff Sauls Leute die Panik und sie zerstreuten sich. Saul konnte nicht warten. Militärisch gesehen war die Zeit richtig für den Angriff. Um mit den Aktionen voranzukommen, opferte Saul selbst. Als Samuel erschien, kamen die Ausreden nicht an. Törichter Saul. Nur unter Gott durfte er herrschen. Wer aufgibt, was er nicht behalten kann, ist kein Narr, ob es das Ordnen der eigenen Angelegenheiten umfasst oder jene des Reiches. Saul verlor an diesem Tag beide Bereiche. Danach gab es „…Krieg gegen die Philister alle Tage Sauls.“
Ist das die Geschichte ihres Lebens? Krieg – nichts als totaler und unablässiger Krieg? Das Leben ist ein Kampf. Man sagt uns das. Aber wir sollten den guten Kampf des Glaubens nie alleine kämpfen. Ausgestattet mit einem Willen können wir ja oder nein oder vielleicht oder später mal sagen. Saul ging an diesem Tag ein kalkuliertes Risiko ein. Meine praktische Vernunft gegen Deine, Herr. Meine Armeen zerstreuen sich. Samuel kommt nicht bei. Ich nehme seinen Platz dieses eine Mal ein und mache, was ich für das Beste halte!“ Oh ja, Saul dachte, es sei das Beste. Es machte in der Welt allen Sinn – diese Handlung des Ungehorsams. Armer, fehlbesetzter Saul – und Josef und Samuel und Johanna.
Es war ein kleiner Test mit lebhaften Nachwirkungen. Ein Teil von Sauls Hölle bestand darin, dass er genau wusste, was zu erwarten war…. Wenn er als nächstes zu Felde zog, wusste er, dass er die Schlacht bereits verloren hatte, wenn nicht den Krieg.
Der endgültige Bruch in Sauls Rettungslinie zur Führung [durch Gott] war gekommen, als er die Amalekiter nicht vollkommen vernichtete. Ihre Armeen schlug er; er verschonte den König – den einen, der die Macht hatte zu leiten, zu befehlen und zu beeinflussen. Ihn und das Beste seiner Besitztümer verschonte er. Für Saul war das nichts Niederträchtiges oder Schäbiges oder Verwerfliches. Nein, bloß die Qualitätssünden – die Art, mit denen ihn zu versuchen nur Luzifer, dem Sohn der Morgenröte, einfallen konnte.
In dieser Nacht starb Agag, der König der Amalekiter, von Samuels Hand, und der wütende Prophet ging dann nach Rama, um dort zu bleiben. In Sauls Hand befand sich sein zerrissener Mantel, eine sichtbare Erinnerung an Samuels Prophezeiung: das Königtum war bereits so gut wie in der Hand Davids. Immer noch besser, als Eselinnen jagen.
Man darf vermuten, eine der erleseneren Qualen der Hölle ist die Erkenntnis, was möglich gewesen wäre. Von der Zeit an, wo der böse Geist von Gott begann, den Saul zu betrüben, baumelten vor seinem Auge in der Gestalt Davids all die schönen Unmöglichkeiten. Der Junge mit der Schleuder oder der Harfe oder dem Lied war ihm jedes Mal überlegen. Furcht erfasste Sauls Herz, weil er erkannte, dass Gott, der ihn verlassen hatte, nun mit David war. Es war kein Wettkampf.
Von nun an war es die vergebliche und oft groteske Verfolgung dessen, was bereits verloren war. Die enge Gemeinschaft von jemand, der in Gottes Gunst wandelt, ist keine willkommene Sicht für uns, wenn wir selbst den Kontakt verloren haben. Und wenn diese Person in unserer Not freundlich zu uns ist, schmerzt es doppelt. Saul fand Davids Seelengröße unerträglich, als dieser Saul in seiner Macht hatte: „Mein Herr und König“, sprach ihn David respektvoll an. Aber wie lange noch? „Ich will den Gesalbten des Herrn nicht anrühren“, erklärte David. Das ist großzügig, aber ich bin gar nicht mehr der Gesalbte des Herrn.
Die freundlichen Worte brannten in Sauls Gewissen. Er hatte die Qualität von Gottes Barmherzigkeit gekannt. Sie würde in dem Einen, der seinen Platz auf dem Thron einnehmen würde, wieder nachgebildet werden. Verständlicherweise war es hart, bitte und danke zu sagen. „Wen verfolgst du? Einen Floh?“, fragte David? Ja, und du bist genauso schwer zu kriegen. Ich werde dich nie fangen, und dennoch verfolge ich.
Saul weinte. Was konnte er sonst tun? Eine letzte Bitte. Sie lautete, sein Haus möge nicht zerstört werden, sollte er sterben. Es war das Eingeständnis der Niederlage. Mit Davids feierlichem Versprechen machte sich der gebrochene König auf den Heimweg.
Nochmals trafen sich diese beiden – unter ähnlichen Umständen. Unglaublich dass Saul, der moralisch besiegte König, den Einen segnen sollte, den er verfolgte und sein Recht zu regieren nochmals bestätigen sollte. Er schien an den Pforten der Hölle Pause zu machen. Die Literatur ist voll von diesen weniger als besinnlichen Erklärungen von Menschen, die in der Stunde des Todes alleine stehen. Sie wenden sich an den, an den sie nicht glaubten. Voltaire schrie, „Oh Christus! Oh Herr Jesus! Ich muss sterben – verlassen von Gott und den Menschen!“ Thomas Paine schrie im Todeskampf, „sende bloß ein Kind, das bei mir bleibt, denn es ist Hölle, alleine zu sein!“ Für den Atheisten Thomas Hobbes war der Tod „ein großer Sprung in die Dunkelheit“. Die Dunkelheit… sinkt wieder herab, wenn sich der Mensch vom Licht abschneidet.
In der Dunkelheit der Hütte der Hexe verstand Saul die Entfremdung von seinem Schöpfer, die alles andere aufhebt. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber seine eigene Seele verliert? Die Neuigkeiten, die Saul in dieser Nacht erfuhr, verweigerten ihm auch nur den geringsten Teil dieser Welt. All die gewaltigen Heldentaten und sogar die von der Schlacht genommene Zeit, um den flüchtigen David zu verfolgen, würden nicht den geringsten Unterschied machen, wenn er und seine Söhne am nächsten Tag tot auf dem Schlachtfeld liegen würden. Es war Samuels endgültige Botschaft. Der Prophet, den die Hexe von den Toten heraufbeschworen hatte, konnte sich eine letzte Stichelei nicht verkneifen. „Warum willst du denn mich befragen, da doch der HERR nicht mit dir sprechen will?“
Es brauchte alle Überzeugungskraft der verachteten, aber mitleidigen Hexe, um Saul wieder auf die Füße zu bekommen. So schrecklich es auch war, die Großherzigkeit Davids zu kennen, desto erniedrigender muss es für den König Israels gewesen sein, auf einem Bett in einer verrauchten Berghütte zu sitzen, und von der beflissenen Frau, die sein schreckliches Geheimnis kannte, überredet zu werden, ein hastig bereitetes Mahl zu verschlingen.
Die endgültige Schlacht würde einfach durchexerziert werden – ein Ritual, das beenden würde, was vor langer Zeit beschlossen worden war. In diesem Zusammenhang erkennt man leicht, wie jene außerhalb Christi tot in ihren Übertretungen und Sünden sind. Wer nicht glaubt, ist „bereits verdammt“ – ein Leben im Tod. Die Ewigkeit ohne Christus hat für jene begonnen, die Ihn ablehnen. Es konnte kaum eine erbärmlichere Figur auf der ganzen Welt geben als den verkleideten Saul, wie er in die Nacht zurückwankte, um eine Schlacht anzutreten, die bereits verloren war. Er musste morgen eine gute Show abziehen. Die Truppen überprüfen. Seinen Männern eine Ansprache halten. Ihnen Mut einflößen. Die Verantwortung übernehmen. Und sterben.
Ist das alles, was es im Leben gibt und soll man wirklich so sterben? Die Bibel spricht von einem anderen Tod. Der Tod des Selbst, der das Leben wach werden lässt. Es bedeutet das Herausreißen von Amalek, dem Sündenprinzip. Die Bibel spricht von Einem, dessen Recht es ist, zu regieren, und der für die Aufgabe gerüstet ist. Sie spricht auch von einer Entscheidung, die getroffen werden muss, und von den Folgen, wenn der Mensch versucht, das Reich eigenständig zu regieren. Sie wurden von Moses als Anklage des Todes vorgetragen, bevor die Kinder Israels den Jordan überquerten, was für uns das Symbol für unseren Eintritt in unser eigenes christliches Erbe ist:
Siehe, ich habe dir heute das Leben und das Gute vorgelegt, den Tod und das Böse. Was ich dir heute gebiete, ist, dass du den HERRN, deinen Gott, liebst und in seinen Wegen wandelst und seine Gebote, seine Satzungen und seine Rechtsbestimmungen hältst, damit du lebst…. Wenn sich aber dein Herz abwendet und du nicht gehorchst… so verkünde ich euch heute, dass ihr gewiss umkommen… werdet…. Ich nehme heute Himmel und Erde gegen euch zu Zeugen: Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt; so erwähle nun das Leben) (5 Mose 30,15-19),
Saul erlitt die einzige Art der Einsamkeit, die wir nie fühlen müssen, wie Gott in Seinem Wort garantiert. Er hatte keinen Mangel an Selbstbewusstsein oder Prestige oder bewundernden Freunden. Einfach durch eigene Entscheidung die Entfremdung von dem Einen, dessen Gegenwart jeden anderen Verlust erträglich macht, sogar den des Lebens selbst.