Verteidigt den Glauben 2018_10 | thebereancall.org

Verteidigt den Glauben 2018_10

Hunt, Dave

Unser monatlicher, spezieller Artikel aus Dave Hunts Buch mit demselben Titel.

Biblische Antworten auf herausfordernde Fragen

Wer hat heute die „Schlüssel zu binden und zu lösen“?

Frage: Jesus sagte „Und ich will dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben; und was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein.“ Das klingt, als ob wir nicht nur die Autorität hätten, Gott im Gebet um etwas zu bitten, sondern Ihm zu gebieten. „Warum kann man das heute nicht umsetzen?

Antwort: Sie haben zwei Verse vermischt. Das Versprechen „Und ich will dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben; und was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein; und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein“ (Matthäus 16,19) erhielt Petrus alleine, das „dir“ und „du“ macht das deutlich. Kurz danach erhielten alle Jünger Wort für Wort dasselbe Versprechen (abzüglich der „Schlüssel des Reiches der Himmel“): „Was ihr auf Erden binden werdet, das wird im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, das wird im Himmel gelöst sein“ (Matthäus 18,18). Der Plural „ihr“ verdeutlicht es, dass es bei dieser Gelegenheit allen Jüngern versprochen wurde.

Wie verstehen wir, dass speziell Petrus die „Schlüssel des Reiches“ erhielt? Dass Petrus keinen “Schlüssel” erhielt, mit dem er allein die Tür des Reiches für alle öffnen konnte, die hineingehen würden, ist sehr deutlich. Durch Glauben an das Evangelium kommt man ins Reich und weil man durch den Heiligen Geist wiedergeboren wird (Johannes 3,3-5). Christus predigte dieses Evangelium (Lukas 4,43), und lange bevor Petrus die „Schlüssel“ erhielt, beauftragte Er all Seine Jünger, es gleichermaßen zu predigen (Lukas 9,2). Christus sagte, Abraham, Isaak und Jakob seien im Reich (Lukas 13,28), aber gewiss erhielten sie von Petrus keinen Zutritt, da sie Jahrhunderte vor seiner Geburt hineinkamen. Viele kamen durch die Predigt von Philippus (Apostelgeschichte 8,12) und Paulus (14,22; 19,8; 20,25, 28,31) ins Reich und folglich durch die Predigt der anderen Apostel, als Petrus weder gegenwärtig war noch auf ihn verwiesen wurde, er habe den notwendigen „Schlüssel“.

Wann wurden die Schlüssel verwendet?

Das einzige von Petrus, das mit Öffnen des Reiches assoziiert werden könnte, geschah an Pfingsten und im Haus des römischen Hauptmanns Kornelius. Das waren historische Gelegenheiten, wo Petrus zweifellos die „Schlüssel des Reiches“ nutzte: einen, um durch das Evangelium das Reich für die Juden zu öffnen (Apostelgeschichte 2,14-41) und den anderen, um es für die Heiden zu öffnen (10,34-48). Obgleich Paulus der „Apostel für die Heiden” war (Römer 11,13), predigte Petrus als erster das Evangelium für nicht-Juden und bot ihnen das Heil an. Er erinnerte die Gemeindeführer daran, als sie in Jerusalem versammelt waren, den Status der Heiden zu besprechen.

Ihr Männer und Brüder, ihr wisst, dass Gott lange vor diesen Tagen mitten unter uns die Heiden erwählt hat, dass sie durch meinen Mund das Wort des Evangeliums hören und zum Glauben kommen sollten. Und Gott, der die Herzen kennt, legte für sie Zeugnis ab, indem er ihnen den Heiligen Geist gab gleichwie uns; und er machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen, nachdem er ihre Herzen durch den Glauben gereinigt hatte (Apg 15,7-9).

Offensichtlich mussten diese Schlüssel, einer für die Juden und der andere für die Heiden, die Petrus von Christus erhielt, nur einmal benutzt werden. Da die Tür zum Reich für die ganze Menschheit geöffnet war, haben die „Schlüssel“ ihren Zweck erfüllt. Die katholische Kirche lehrt jedoch, die „Schlüssel“ hätten Petrus eine einzigartige und dauernde Autorität gegeben, die dann auf seine angeblichen Nachfolger, die Päpste, übergegangen seien. Diese Ansicht wird weder durch die Schrift noch in der Geschichte unterstützt. Die „Schlüssel” nutzte Petrus nie mehr in seinem Leben. Da sie offensichtlich ihren Zweck erfüllt hatten, wurden sie nicht länger gebraucht. Auch gibt es kein Wort über angebliche Nachfolger Petrus oder spätere Nutzung der „Schlüssel“. Dass die Päpste beim besten Willen nicht Nachfolger Petrus waren, wird aus der Bibel und der Geschichte sehr deutlich, was wir sorgfältig in Die Frau und das Tier dokumentieren. 

Nachfolger der Apostel heute? 

Es ist überdies klar, dass alle Christen „Nachfolger“ Petrus und der anderen Apostel sind. Jesus sagte Seinen Jüngern: „Geht hin in alle Welt und verkündigt das Evangelium“ (Markus 16,15). Er gebot ihnen, jenen, die das Evangelium glaubten, „lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe“ (Matthäus 28,19-20). Das beinhaltet offensichtlich, alle Jünger zu lehren, das Evangelium zu predigen und Jünger zu machen, die wiederum so gelehrt wurden. Wer heute gläubig ist, hat das Evangelium von anderen gehört, die es wiederum von anderen gehört haben und so weiter bis zurück zu den ursprünglichen Jüngern Christi. Somit sind wir (und alle anderen, die das Evangelium seit Pfingsten bis heute geglaubt haben), daran gebunden, allem zu gehorchen, was Christus den ursprünglichen zwölf Aposteln gebot. Dazu gehört das Gebot, das Er Seinen Jüngern bezüglich „binden und lösen“ in Seinem Namen und durch Seine Macht gab. Es gibt keine Ausnahme für etwas, was die Apostel tun sollten. 

Der römische Katholizismus behauptet, die Bischöfe seien die Nachfolger der Apostel und daher könnten allein sie „binden und lösen“. Ebenso versuchen manche Charismatiker aus „Binden und Lösen“ eine spezielle Macht zu machen, die nur bestimmte „Propheten“ oder jene mit dieser speziellen Gabe hätten. Beachte jedoch, „Binden und Lösen” in Matthäus 18,18 steht in Verbindung mit: „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte“ (Matthäus 18,20). Das trifft auf alle Christen zu und so auch jede andere Verheißung und Gebot, das die Jünger erhielten. 

Bei „Binden und Lösen“ machen Kontext und der gesamte Inhalt der Schrift deutlich, dass Jesus Seinen Jüngern keine besondere Macht übertrug, die sie nach Gutdünken ausüben könnten. Er sagte ihnen, sie sollten als Seine Vertreter in Seinem Namen allein handeln. Das unterscheidet sich nicht von Seiner Verheißung, „Was auch immer ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, er wird es euch geben“ (Johannes 16,23). Gottes Name im Gebet anzurufen ist keine Zauberformel, die uns automatische Antworten auf unsere Bitten gibt. Dasselbe gilt fürs „Binden und Lösen”. Ob wir in bestimmten Situationen dämonische Geister binden oder jemanden von der Macht der Sünde in seinem Leben lösen, es muss in Christi Namen geschehen, wie Er es tun würde, zu Seiner Ehre durch Sein Wort und in der Kraft des Heiligen Geistes.

Auszug aus Verteidigt den Glauben von Dave Hunt