LA Times 9.6.2010 Auszüge: Claremont, CA (AP) - Ein Rabbi, ein Geistlicher und ein Imam betreten ein Klassenzimmer, und es ist kein Witz.
Die ehrwürdige Claremont School of Theology hat seit mehr als einem Jahrhundert methodistische Geistliche und Theologen ausgebildet, aber im Herbst werden sie einen unorthodoxen Ansatz versuchen: Training der zukünftigen moslemischen, christlichen und jüdischen Religionsführer der Nation in den jeweiligen anderen Religionen in Klassenzimmern, die über ganz Südkalifornien zerstreut sind, während sie sich auf ihre jeweiligen akademischen Grade vorbereiten.
Der experimentelle Ansatz, der am Mittwoch gestartet wurde, soll amerikanische Religionsführer ausbilden, die nicht nur Toleranz in einer Zeit von religiösem Streit predigen, sondern die sie selbst gelebt haben, indem sie mit Mitgliedern anderer abrahamscher Glaubensrichtungen verkehrten. Die Absicht ist bei konservativeren Elementen bereits auf Widerstand gestoßen... [aber] ihre Architekten sagen, dies würde nur die Notwendigkeit eines solchen Ansatzes unterstreichen.
„Christen gehen zusammen mit Christen auf die Schule, Juden mit Juden und Moslems mit Moslems", sagte Rev. Jerry Campbell, Präsident der Claremont School of Theology. „Die Leute in einer isolierten Umgebung zu erziehen ist nicht der Weg, ihnen zu lehren, Friedensstifter zu sein...."
Das Universitätsprojekt, das 2006 ausgedacht wurde, erlaubt den Theologiestudenten in Claremont, sich auch in Programme einzuschreiben, welche zukünftige moslemische und jüdische Religionsführer trainieren, während sie sich für ihre eigenen Abschlüsse in christlicher Theologie vorbereiten. Claremont hat bereits Kaplansamtprogramme für Moslems und Juden, die am Ende als Ratgeber in Institutseinrichtungen arbeiten werden, aber sie haben keine Zertifikationsprogramme für Rabbiner und Imame. Kursthemen werden interreligiöse Konfliktlösungen, Schriften und Ethik umfassen.
Der Austausch wird auch in die andere Richtung vor sich gehen. Ab Herbst werden rabbinische Studenten, die in der Akademie für Jüdische Religion in Kalifornien eingeschrieben sind, in der Lage sein, in Claremont zu studieren. Und im nächsten Jahr, wird das Projekt ein islamisches Programm umfassen, das darauf abzielt, einen Standard für die Ausbildung amerikanischer Imame zu schaffen, indem es mit dem LA basierten Islamischen Zentrum von Südkalifornien zusammen arbeitet. Vorlesungen im Islamischen Institut werden von Claremont Professoren gehalten, und sie stehen auch den Theologie- und rabbinischen Studenten offen.
Der gemeinsame Ansatz der Theologischen Hochschule, der Jüdischen Akademie und des Islamischen Zentrums wird als der erste angesehen, die drei Studiengänge zu integrieren. Andere christliche Institutionen, wie die Hartford Theologische Hochschule in Connecticut, bieten ein Imamtraining an, schließen aber keine rabbinische Studenten ein. „Wir müssen als Religionsführer zeigen, dass die Religion eine mächtige Kraft für Einheit und Liebe in der Welt ist, anstatt von einem Geist der Trennung gefangen genommen zu sein, der auf Furcht vor und Unkenntnis über den anderen gegründet ist", sagte Rabbi Mel Gottlieb, Präsident und Dekan der Akademie für Jüdische Religion in Kalifornien.
Claremont hat bereits eine Anfangsspende von $ 10 Millionen genutzt, um die ersten moslemischen und zweiten jüdischen Fakultätsmitglieder einzustellen. Wenn das Projekt gut gelingt, hoffen seine Architekten, Hinduismus und Buddhismus hinzuzufügen und das Projekt unter einem Dach zu beherbergen. „Es könnte eine Brutstätte für Konflikte sein, aber es sollte ein Ort sein, wo die Studenten Fähigkeiten für eine Umgebung mit vielen Glaubensansichten entwickeln, und welche Gelegenheit ist besser, als es während ihrer Ausbildung zu tun", sagte Najeeba Syeed-Miller, die Moslemprofessorin. „Wenn sie dann praktizieren, haben sie einen Werkzeugkasten in der Hand, um den Konflikten entgegen zu treten, die entstehen. Genau darum ist für mich das Projekt einzigartig und aufregend."
Die islamische Schule wird durch die christliche Theologische Hochschule, im Huckepack auf Claremonts Akkreditierung, ins Leben gebracht. Der Islam hat am meisten durch das Projekt zu gewinnen, weil er der am meisten missverstandene Glaube in den USA bleibt, sagte Jihad Turk, ein Imam und Religionsdirektor am islamischen Zentrum von Südkalifornien. Traditionell müssen Moslems, die Imam werden wollen, für ihre Ausbildung in den Nahen Osten zurückkehren, aber sie finden, der konservativere Ansatz ist nicht mit den Notwendigkeiten von Moslems in Amerika kompatibel. Turk, 38, sagte, das Projekt wird Gütestempel für den Islam in Amerika liefern, der mehr Frauen in Führungsrollen einschließt, die mit Beziehungen zwischen den Religionen zu tun haben, und es hat einen höheren Grad an zivilem Engagement. „Das ist ein sehr amerikanischer Ansatz. Es ist ein Ausdruck von amerikanischer Religion und amerikanischer religiöser Haltung", sagte Turk, ein in den USA geborener Moslem, der in Saudi Arabien und dem Iran studiert hat, um Imam zu werden. „Es ist besser, dass sie ihr Training in Amerika erhalten, wenn sie planen, in Amerika zu arbeiten."
Die jüdischen Organisatoren sind begeistert, dass das Projekt künftigen Rabbis und Imams das erste Mal erlauben wird, gemeinsam zu studieren - etwas, was in einer Welt zunehmend bedeutend wird, wo moslemisch-jüdische Konflikte beinahe jeden Tag in den Schlagzeilen stehen.
„Gott ist der Gott aller Leute, und wir wollen zu der Vorstellung zurückkehren, Leute auf die Weise zu behandeln, wie man selbst behandeln werden will" sagte Gottlieb. „Das ist das grundlegende Prinzip aller Religionen, anstatt ein Ding, welches die Leute teilt und Spannung und Bitterkeit schafft."