Frage: Ich habe Freunde, die sagen, sollte man über Sünde urteilen, werde man nach dem Vers gerichtet: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“. Aber Paulus richtete den unmoralischen Mann in 1 Korinther 5. Wie interpretiert man Matthäus 7,1 richtig? Mir wurde über einen Menschen berichtet, der einen Bruder dafür „richtete“, weil der seine Frau verlassen hatte. Wenige Jahre später kam es letztendlich so, dass er seine Frau verließ und sich schrecklich fühlte, so über diesen Mann gesprochen zu haben. Mein Freund deutete an, er sei „gerichtet“ worden, weil er „gerichtet“ hatte, indem er dasselbe Szenario in seinem Leben erntete.
Antwort: Die Schriften ermahnen, alle Dinge zu beurteilen. Paulus instruierte die Gemeinde in Korinth sehr spezifisch über die Gebiete, wo Gläubige wegen der Gesundheit der Versammlung das Verhalten anderer richten müssen. Erster Korinther 5 spricht von dem Mann, der in einer unmoralischen Beziehung mit seiner Stiefmutter lebt, und sich dennoch weiter mit der Gemeinde trifft. Paulus hebt die Sünde in dieser Situation hervor und ermahnt dann, „Denn was gehen mich auch die an, die außerhalb [der Gemeinde] sind, dass ich sie richten sollte? Habt ihr nicht die zu richten, welche drinnen sind?“ (1 Korinther 5,12). Wenn wir es unterlassen, zu richten, tun wir niemandem einen Dienst. Wir zeigen keine biblische Liebe. Die Korinther hörten auf Paulus und richteten den Mann, mit dem Ergebnis, dass er Buße tat. In 2 Korinther 2,7 sagte ihnen Paulus nach Buße des Mannes voll Erbarmen, „so dass ihr ihm nun im Gegenteil besser Vergebung und Trost gewährt, damit der Betreffende nicht in übermäßiger Traurigkeit versinkt.“
Aufgrund der falschen Lehre über das „nicht richten“ fehlt die Korrektur und Wiederherstellung, die durch biblische Verantwortlichkeit kommen würde, und die Gemeinde wird verdorben. „Treu gemeint sind die Schläge des Freundes, aber reichlich sind die Küsse des Hassers“ (Sprüche 27,6)
Matthäus 7,1 muss im Kontext verstanden, und nicht aus ihm gezerrt werden. Der Herr Jesus erklärt sehr deutlich, dass wir nicht richtig richten können, wenn wir Sünde im eigenen Leben haben. Jesus ermahnt, „Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus dem Auge deines Bruders zu ziehen“ (Matthäus 7,3-5)
Wenn Jesus uns sagen wollte, dass niemand andere je mit ihrer Sünde konfrontieren sollte, weil alle Menschen Sünder sind, hätte er nicht Propheten gesandt (ebenfalls sündige Menschen), um andere zur Buße aufzurufen. Auch hätte er in Johannes 7,24 nicht gesagt „Richtet nicht nach dem Augenschein, sondern fällt ein gerechtes Urteil!“ Er will eindeutig, dass wir uns Urteile bilden. Erste Korinther 6,3 sagt uns: „Wisst ihr nicht, dass wir Engel richten werden? Wie viel mehr die Angelegenheiten dieses Lebens?“
Hinsichtlich des Beispiels des Mannes, auf den Sie sich beziehen, gründen wir unsere Antworten nicht auf die Erfahrung von jemandem, sondern fragen, „Was sagt die Schrift?“ Es gibt keinen biblischen Präzedenzfall für „Schicksal“ oder „Karma“, der eine Person veranlassen würde, dieselbe Sünde zu begehen und dieselben Folgen zu tragen. Wir können die Gedanken und Absichten der Herzen der Sünder nicht kennen, oder welche Auswahlmöglichkeiten und Entscheidungen ihn zu diesem Punkt brachten, „sondern jeder einzelne wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde gereizt und gelockt wird.“ (Jakobus 1,14
Frage: Ich stieß zufällig auf eine neue Information, die wahr klingt… über scheinbare Widersprüche in der Bibel, besonders in Hinblick auf die Lehren von Paulus. Nein, ich glaube nicht, dass die Worte und Lehren von Paulus über die Jahrhunderte „verdreht“ wurden. Natürlich war nicht alles, was Paulus schrieb, unwahr (einige meiner Lieblings Bibelverse finden sich in den Briefen von Paulus), aber wenn ein paar Lügen in die Wahrheit eingestreut sind, wird alles verunreinigt. Ist Paulus eine Wicke, die von Luzifer gepflanzt wurde (Gottes perfekter Schwachstelle), der Saulus auf der Straße nach Damaskus blendete, sich als Jesus ausgab, um Paulus zu täuschen? Ich bin überzeugt, Paulus ist eine Wicke, und viele werden ihm anstatt Jesus folgen.
Antwort: Wir haben die „neue Information“, die sie empfohlen haben, untersucht, und offen gesagt, nichts davon ist neu. Dies ist dasselbe alte Verdrehen der Schrift, um vorgefasste Ideen zu rechtfertigen. Der Lehrer, den Sie (in ihrem viel längeren Brief) zitierten, lehrt die gleichen Dinge, welche die Judaisierer von Apostelgeschichte 15 und Galater lehrten. Der Grund für den Antagonismus gegen Paulus ist offensichtlich. Die Briefe von Paulus stellen die falsche Lehre der Person bloß – deshalb muss Paulus gehen.
Sie sagen, Sie glaubten nicht, „die Worte und Lehren des Paulus seien über die Jahrhunderte verdreht worden“. Sie liegen richtig, sie wurden nicht verdreht. Beachten Sie, dass die Briefe von Paulus laut Petrus „Schrift“ sind (2 Petrus 3,16). Davor hatte Petrus jedoch geschrieben: „Dabei sollt ihr vor allem das erkennen, dass keine Weissagung der Schrift von eigenmächtiger Deutung ist. Denn niemals wurde eine Weissagung durch menschlichen Willen hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben die heiligen Menschen Gottes geredet“ (2 Petrus 1,20-21.
Die Worte von Paulus waren als „Schrift“ nicht bloß seine private Ansicht; er schrieb „vom Heiligen Geist getrieben“. Wie könnte er dann eine „Wicke“ sein? Das ist nicht möglich. Aber Ungläubige haben seit Jahrhunderten ähnliche Vorstellungen geäußert.
Der maronitisch-katholische Mystiker und Dichter Kahlil Gibran schrieb in Jesus, der Sohn des Menschen: „Dieser Paulus ist tatsächlich ein sonderbarer Mann. Seine Seele ist nicht die Seele eines freien Mannes. Er spricht nicht von Jesus noch wiederholt er Seine Worte. Er schlägt mit seinem eigenen Hammer auf den Amboss im Namen des Einen, den er nicht kennt.“ Gibrans Jesus war ein anderer Jesus (2 Korinther 11,4), und er zog seine Schlüsse aus einer Mischung von Christentum, Islam, Sufismus, Hinduismus und Theosophie. Also musste Paulus gehen.
Wenn man die Briefe des Paulus ablehnt, ist es nicht überraschend, eine wachsende Ablehnung des Restes der Schrift zu sehen. Nach den Anhängern dieser Vorstellung soll der Lukasbericht von der Bekehrung Paulus in Apostelgeschichte 9 angeblich Luzifer porträtieren, „der sich als Jesus ausgab“. Man kann den Bericht von Lukas abstreiten, aber er stellt deutlich fest: „Der Herr aber sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst…“ (Apostelgeschichte 9,5) [unsere Hervorhebung]. Es gibt keinen Platz, um Luzifer einzuschieben. Das zu tun bedeutet, der Schrift etwas hinzuzufügen. Zu proklamieren, dies sei Luzifer in Verkleidung, leugnet die Schrift. Wie auf einem rutschigen Abhang löst der erste Schritt hinab viele unerwartete Folgen aus.
In der ganzen Apostelgeschichte wird Paulus ein Apostel genannt. Auch beim Konzil von Apostelgeschichte 15 erhält Paulus eine führende Rolle: „Da schwieg die ganze Menge und hörte Barnabas und Paulus zu, die erzählten, wie viele Zeichen und Wunder Gott durch sie unter den Heiden getan hatte.“ (Apostelgeschichte 15,12).
Dies zeigt deutlich, dass die Gemeinde den Paulus als autoritative Stimme anerkannte, berufen durch den Herrn als „ein auserwähltes Werkzeug, um meinen Namen vor Heiden und Könige und vor die Kinder Israels zu tragen“ (Apostelgeschichte 9,15)