Der Vorbote: Fakt oder Erfindung | thebereancall.org

James, David

Der Vorbote: Fakt oder Erfindung

Auszüge aus dem neuen Buch von David James

Kapitel 1 – „Einführung“

Amerika zu Gott zurückzurufen ist eine berechtigte Botschaft, und eine, die verkündet werden muss. Amerika steckt auf vielfältige Weise eindeutig in Schwierigkeiten. Jonathan Cahn erklärt zu Recht „Gericht ergeht letztendlich nicht über Nationen – sondern Leute…. Und keiner ist ausgenommen, Jeder muss vor Ihm stehen.“ Seine Leser sollen folgendes verstehen: Es ist eine Sache, wenn eine Nation ein zeitliches Gericht erfährt. Noch wichtiger ist, dass jene, die sich nicht zu Christus wenden, ewigem Gericht gegenüberstehen. Cahn muss für seine Leidenschaft und Hingabe gelobt werden, diese Botschaft mit dem größtmöglichen Publikum zu teilen.

Aufgrund ernsthafter Mängel im ganzen Buch mögen seine möglichen Gefahren die Vorzüge überwiegen. Die Irrtümer mögen die Wahrheit wohl überschatten. Viele der Ansichten und Vorstellungen, die in The Harbinger   vorgestellt werden, haben sowohl signifikante exegetische wie theologische Probleme. Das Buch vermag auch viele seiner Leser zu ernsten Missverständnissen führen, wie das Wort Gottes in geeigneter Weise interpretiert und angewandt werden soll. Eine weitere Sorge ist, dass Cahn bei seinem Versuch, seine Schlussfolgerungen zu unterstützen, den Fall übertreibt, und prophetische Erfüllung sieht, wo keine existiert, und Details zurechtmacht, um Parallelen zwischen historischen Ereignissen zu ziehen, die über das hinausgehen, was die Fakten vernünftigerweise unterstützen.

Kapitel 2 – „Abweichung von biblischen Hermeneutik“

In einer moderierten Diskussion auf Prophecy Today mit diesem Autor bestätigte Cahn seine Überzeugung, Jesaja 9,10 sei spezifisch für das antike Israel. Er erklärte auch, die Prophezeiung sei nicht an, für oder über Amerika. Dies wäre in Übereinstimmung mit der Sichtweise konservativer Gelehrter, die im Allgemeinen zustimmen, dass sich keine biblische Stelle auf Amerika bezieht oder es im Blickfeld hat. Das Buch hinterlässt beim Leser jedoch den sehr deutlichen Eindruck, Jesajas Prophezeiung und das antike Israel seien in der Tat irgendwie mit dem heutigen Amerika verbunden.

Kapitel 8 – „Amerika: Ein neues Israel?“

…nachdem er das Buch gelesen hatte, diskutierte Glenn Beck The Harbinger auf seinem Radioprogramm. Sein Verständnis von dem, was Cahn sagt, ist identisch mit dem von Timothy Ballard (Autor von The Covenant: America’s Sacred and Immutable Connection to Ancient Israel) – ein grundlegendes Konzept in The Harbinger ist die Existenz eines amerikanischer Bund mit Gott. Auf seinem GBTV Fernsehprogramm sagte Beck folgendes über The Harbinger.

Ich finde es wirklich verblüffend, weil dies [The Harbinger] dafür plädiert, wofür ich schon eine Weile auf diesem Programm werbe – dass wir einen Bund gemacht haben…. George Washington machte diesen Bund in einer Kirche, die genau gegenüber dem World Trade Center liegt…. Ich glaube, dass Gott die Kirche beschützte, sendet uns eine Botschaft…. Er sandte uns eine Botschaft. Gott kehrt immer an die Szene des Bundes zurück….

Das führte dazu, dass Glenn Beck Jonathan Cahn einlud, um persönlich in einer zweiteiligen Serie am 26. und 27. Juni in seinem Fernsehprogramm zu erscheinen. Wie man erwarten würde, kommt das Thema eines Bundes zwischen Gott und Amerika auf – und Cahn bestätigt deutlich seine Anpassung an Becks Sichtweise darüber:

[Beck um 7:49 markiert] Was für mich wichtig ist, ist der Punkt, den sie in dem Buch machen, dass es nicht bloß um Jesaja geht. Was sie sagen ist, „Das antike Israel machte einen Bund mit Gott. Und Gott wird Leute immer an den Bund erinnern und sagen; ‚Hilf mir dir helfen – am Ort des Bundes‘“

[Cahn] „Ja.“

Kapitel 9 – „Wesentliche Elemente fehlen “

Das Neue Testament macht es deutlich, dass jedes künftige Gericht Gottes Jesus Christus mit einbezieht, doch Cahn stellt diese Verknüpfung nie her. Jedes künftige Gericht Gottes geschieht im Zusammenhang mit Christi zweitem Kommen, doch Cahn erwähnt Seine Rückkehr nie. Und jedes künftige Gericht Gottes bereitet die Etablierung von Christi Reich vor, doch Cahn sagt dem Leser nie, wohin all dies führt.

Man spürt beinahe, dass Cahn ausdrücklich vermeidet, zu viel über Christus und Christen und Christentum zu sagen. Es ist gut, wenn man den Eindruck zu vermeiden sucht, es ginge nur um Religion. Aber so viel wesentliche, biblische Wahrheit über das Wesen des kommenden Gerichts wegzulassen, ist schlicht falsch.

Kapitel 10 – „Das antike Geheimnis: die neun Vorboten“

Der sechste Vorbote: die Sykomore.

Dies ist noch eine weitere, erzwungene Parallele, die keiner näheren Untersuchung standhält. Zuerst sind die Sykomore des antiken Israel (Maulbeerfeigenbaum) und die amerikanische Sykomore zwei vollkommen verschiedene Bäume, die überhaupt nicht verwandt sind. Sie sind nicht dieselbe Spezies (Ficus sycomorus vs. Platanus occidentalis). Sie sind nicht dieselbe Gattung (Ficus vs. Platanus), und auch nicht einmal dieselbe Familie (Moraceae vs. Platanaceae). Ungeachtet dessen versucht der Autor die Verbindung auf linguistischer Grundlage herzustellen….

In Israel ist der Baum ein fruchttragender Baum, wobei die englische Übersetzung letztendlich aus dem griechischen für „Maulbeerfeigenbaum“ kommt, was Sycomorus heißt. Dieser Baum heißt shaqam auf Hebräisch. Es ist also nicht legitim zu behaupten, dieser Baum sei für die antiken Israeliten, die lange vor dem Einfluss des griechischen Reiches lebten, eine „Sykomore“ gewesen. Es war ein Maulbeerfeigenbaum – für sie ein shaqam.

Die amerikanische Sykomore ist im Gegenteil, wie oben erklärt, botanisch in keiner Weise mit dem Maulbeerfeigenbaum verwandt. Es gibt keine semantische Verbindung. Natürlich tragen beide Bäume denselben Namen – das gilt aber nur für den, der Englisch, nicht für den, der hebräisch spricht.

Der siebte Vorbote: der Erez Baum

Cahns Überlegung offenbart, dass er von dem taxonomischen Klassifikationssystem abhängt, um seine Sache zu begründen. Das taxonomische System gründet sich auf eine Hierarchie von sieben Stufen, um alle Lebewesen auf der Erde zu klassifizieren.

Wenn er sich auf dieses Klassifikationssystem beruft, besteht das erste Problem darin, dass es ausschließlich auf der Evolutionstheorie beruht. In dem Maße, wie sich außerdem die Evolutionstheorie entwickelt, entwickelt sich auch das Klassifikationssystem, und es kann sich mit der Zeit signifikant ändern….

Die Norwegenfichte, die am Ground Zero gepflanzt ist, ist biblisch eine andere Art von Baum als die Libanonzedern in Jesaja 9,10. Obgleich die Bibel kein wissenschaftliches Lehrbuch ist, ist sie akkurat in wissenschaftlichen Dingen, die sie anspricht. Folglich gibt es dort aufgrund der Autorität des Wortes Gottes keine verblüffende Übereinstimmung. Es deckt sich nicht. Es gibt keine Parallele. Und es gibt keinen Vorboten.

Kapitel 12 – „Der Jesaja 9,10 Effekt“

Genau wie die Theorie der neun Vorboten entwickelt wurde, um die Verknüpfung zwischen Jesaja 9,10 und Amerika aufzuzeigen, ist der Jesaja 9,10 Effekt ausschlaggebend, um Gottes zweite Runde von Warnungen an Amerika zu verstehen.

Die Frage verbleibt also: „Woher kommt das Konzept vom Jesaja 9,10 Effekt?“ Es kommt nicht aus dem Text selbst, noch aus dem unmittelbaren Kontext. Auch wird nirgendwo anders in der Schrift irgendetwas entfernt Ähnliches zum Jesaja 9,10 Effekt erwähnt oder angedeutet…. Cahn stellt den Jesaja 9,10 Effekt vor, als wäre er ein unverletzliches Schriftprinzip – wenn er einmal in Bewegung gesetzt ist, ist die vorgeschriebene Folge unausweichlich.

Kapitel 14 – „Das Sabbatjahr“

Alle Kredite und Schulden von 2001 bis 2008 seien „faktisch annulliert“ worden? Es gab gewiss eine Menge Verluste, die sowohl Kreditgeber wie Investoren erfuhren, aber nirgendwo kam es einer totalen Schuldentilgung nahe. Bloß die schlichte Tatsache, dass viele Leute mit ihren Hypotheken an die Wand fuhren, als der Immobiliensektor kollabierte und viele ihre Häuser aufgrund von Zwangsvollstreckungen verloren, zeigt dies deutlich…. Wenn die Schuld getilgt worden wäre, hätten diese Leute ihre Häuser behalten können und keine Schulden mehr gehabt.

Ein weiterer wesentlicher Punkt, den man leicht übersehen könnte, ist die Tatsache, dass der Autor gerade das Sabbatjahr selbst umdefiniert hat. Das biblische Sabbatjahr beinhaltete die Annullierung von allen Schulden, die den Gläubigern geschuldet wurden. Cahn hat das jedoch vollkommen umdefiniert, ohne jede Unterstützung durch die Schrift, und er schließt die Eliminierung von Ersparnissen und Investitionen ein. Dies ist mehr als irreführend.

Und die Spekulationen enden da nicht. Cahn geht so weit zu argumentieren, Gott habe ein globales Sabbatjahr auferlegt, das aus zahllosen kleineren auf der ganzen Welt zusammengesetzt ist…. Das ist so weit jenseits des Bereiches vernünftiger Logik, dem widersprechen historische Tatsachen so vollständig und es ist so vollkommen ohne biblische Unterstützung, dass es keine andere Entkräftung braucht als zu sagen: „Es geschah nicht.“

Kapitel 15 – „Ein König und ein Präsident“

Wie zuvor notiert hat Nouriel Kaplan, der Journalist, einen Traum über die Einweihung des Tempels in Jerusalem unter König Salomon (Kapitel 19). Obgleich der Autor gesagt hat, dass dieser Traum schlicht Teil eines Romans ist, ist die Vorstellung, Salomon und George Washington zu verknüpfen, eindeutig weit mehr als bloß eine überraschende Verdrehung des Handlungsverlaufs.

Überdies geht Cahn weit darüber hinaus, sie bloß auf vage Art zu verknüpfen – König Salomon verwandelt sich auf dem Tempelberg tatsächlich in George Washington …. Obgleich die Könige Saul und David seine Vorgänger waren, war es Salomon, der den Tempel baute und einweihte. Dies schloss die Errichtung Israels als Nation ab, denn damals kam Gott herab, um wieder einmal unter Seinem Volk zu verweilen – nicht in einem provisorischen Zelt, sondern in einem festen Bau. So hat auch die Amtseinführung von George Washington die Errichtung der Vereinigten Staaten als Nation abgeschlossen.

Kapitel 16 – „Vorbereiten auf die Ewigkeit“

Nicht einmal erwähnt der Autor je die Vorstellung, für die eigene Errettung „Seinen Glauben auf Christus zu richten“ oder „an Christus zu glauben“ oder „auf Christus zu vertrauen“. Tatsächlich erscheinen in The Harbinger ziemlich unerklärlich die Worte Glaube und Vertrauen nie in Beziehung zur Errettung oder dem Evangelium

Leider wird das Evangelium inmitten der vielen Worte beinahe vollständig verdunkelt, während die wenigen Worte und Sätze, die das Evangelium sehr deutlich gemacht hätten, fehlen. Weil diese und andere wesentlichen Elemente des Evangeliums auch fehlen, besteht echte Sorge, ob jemand, der nicht ohnehin bereits das Evangelium versteht, je durch die Lektüre von The Harbinger gerettet werden könnte.

***

Obgleich Cahn sich dreimal in einem Paragraph auf das Kreuz bei Ground Zero bezieht, stellt er nie eine Verknüpfung zwischen diesem Kreuz und dem, an dem Jesus gekreuzigt wurde, her. Nirgendwo sonst in dem Buch erwähnt er das Kreuz. Es wird kein einziges Mal deutlich ausgesagt, dass Jesus am Kreuz starb, und Sein Blut für die Vergebung unserer Sünden vergossen hat.

Paulus macht in 1 Korinther 15,1-6 deutlich, dass die Auferstehung Jesu eine wesentliche Komponente des Evangeliums ist, und in Römer 10,9-11 erklärt er, man müsse an Seine Auferstehung glauben, um gerettet zu werden…. Es gibt jedoch in The Harbinger nicht die geringste Erwähnung der Auferstehung Jesu Christi. Wie kann das sein?

Kapitel 17 – „Das zehnte Siegel“

Das folgende Zitat ist aus einem Artikel mit dem Titel „Kabbala und Jüdischer Mystizismus“ auf der Judaism 101 Webseite.

Mystizismus und mystische Erfahrungen waren ein Teil des Judaismus von den frühesten Tagen an. Die Thora enthält viele Geschichten mysteriöser Erfahrungen, von Engelsbesuchen bis zu prophetischen Träumen und Visionen. Der Talmud berücksichtigt die Existenz der Seele, und wann sie am Körper festgemacht wird. Jüdische Tradition sagt, dass die Seelen aller Juden zum Zeitpunkt der Gabe der Thora existierten, und zu der Zeit gegenwärtig waren und dem Bund zustimmten. Es gibt viele Geschichten von Orten, ähnlich dem christlichen Himmel und dem Fegefeuer, wandernden Seelen und Reinkarnation. Der Talmud enthält vage Hinweise auf eine mystische Gedankenschule, die nur den fortgeschrittensten Schülern gelehrt und nicht aufgeschrieben wurde

Absichtlich oder nicht, Jonathan Cahns Ansatz, das antike Geheimnis zu erklären, das in Jesaja 9,10 verborgen ist, scheint unheimlich nahe der obigen Beschreibung zu sein. Selbst wenn er sich nicht persönlich dem klassischen, jüdischen Mystizismus verschreibt, scheint er als messianischer Rabbi gewiss seine eigene Form geschaffen zu haben.

Kapitel 18 – „Schlussgedanken“

Jonathan Cahns Absicht für The Harbinger   ist es, ein kräftiger Weckruf für Amerika zu sein – ein Aufruf, sich von seinem raschen Abstieg in die Tiefen der Sünde ab und sich Gott als der einzigen Hoffnung, Sein drohendes Gericht zu vermeiden, zuzuwenden. Cahn hat die Aufmerksamkeit von Millionen gepackt – und er hat einen wunden Punkt berührt. Wir dürfen für diejenigen, die diese Idee ernst genommen haben, den Herrn preisen und Ihm für Seine freundliche Güte danken.

Letzten Endes… ist der phänomenale Erfolg von The Harbinger das Ergebnis einer Tragödie. Seine Größenordnung kann in vielfältiger Weise gemessen werden. Man kann ihn in Geldwert messen und den Hunderttausenden Exemplaren, die verkauft wurden… oder bezogen auf seine lange gehaltene Spitzenposition in der Theologiekategorie bei Amazon.com… oder bezogen auf die Millionen von Fernsehzuschauer und Radiohörer, die durch die Interviews, die Cahn gegeben hat, dramatisch beeinflusst wurden.

Die wirkliche Tragödie besteht in der Ursache, die dazu führte. Ein wachsendes Segment der evangelikalen Kirche scheint seinen Weg beim Unterscheidungsvermögen verloren zu haben. Wir sind viel zu sehr abhängig von dem, was andere schreiben, wenn es zu unserem Verständnis von Gottes Wort kommt. Wir lassen andere die „Schwerarbeit“ tun, während wir sitzen, zuschauen, zuhören und verkümmern.

Wie ein schönes Möbelstück, das aus der feinsten Eiche in Handarbeit gemacht worden zu sein scheint, aber in Wirklichkeit nur das allerdünnste Eichenfurnier aufweist, so hat The Harbinger nur ein Furnier, das ihm den Anschein gibt, biblisch zu sein. Wie konnten so viele Gläubige dadurch getäuscht werden? Ist es, weil die Kirche größtenteils ihre Verantwortung aufgegeben hat, eine Sache im Licht der Schrift zu untersuchen und zu testen?