Auszug aus Whatever Happened to Heaven?
Petrus schrieb: „Dann werdet ihr auch, wenn der oberste Hirte offenbar wird, den unverwelklichen Ehrenkranz empfangen“ (1 Petrus 5,4). Zum selben Ereignis schrieb Paulus: „Wenn der Christus, unser Leben, offenbar werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit“ (Kolosser 3,4). Wann würde dieses großartige Ereignis eintreten?
Paulus kultivierte unter allen Gläubigen seiner Zeit die eifrige Erwartung, Sein Erscheinen würde sehr bald geschehen. Dabei versuchte er, wie sein Herr, sie von dieser Erde zu entwöhnen, damit sie bereits als Himmelsbürger lebten. Den Philippern schrieb er: „Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus erwarten als den Retter“ (Philipper 3,20). Und Titus: „indem wir die glückselige Hoffnung erwarten und die Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Retters Jesus Christus“ (Titus 2,13). Man „erwartet“ nicht jemand, der wochenlang nicht erscheinen kann, noch weniger viele Jahre. Diesen Ausdruck verwendet man nur bei jemandem, der jederzeit erscheinen kann.
Der Verfasser von Hebräer ermutigte dieselbe Erwartungshaltung und schrieb: „so wird der Christus… zum zweiten Mal denen erscheinen, die auf ihn warten, nicht wegen der Sünde, sondern zum Heil“ (Hebräer 9,28). Nirgends lehrt die Bibel eine „Teilentrückung“ von ein paar ausgewählten Christen, die einen außerordentlichen Spiritualitätsstatus erreicht haben. Deshalb besagt dieser Vers nicht, nur die, die „auf ihn warten“ würden entrückt. Er besagt einfach, die normale Haltung, von jedem Christen erwartet, sei, Christi Rückkehr zu erwarten – eine Haltung, die grotesk wäre, sollte Christus erst nach Tausenden Jahren eines „Millenniums“ oder sogar erst nach der großen Trübsal zurückkehren.
Einige wenden ein, es sei töricht, heute an Christi Rückkehr zu denken, da die Apostel dieses große Ereignis in ihrer Zeit vergeblich erwarteten. Im Gegenteil, das taten sie nicht – doch sie drängten die Christen ihrer Zeit, erwartungsvoll zu bleiben. Der Apostel Paulus wusste zweifellos, dieses ersehnte Ereignis werde nicht während seines Lebens eintreten, das durch römische Exekution verkürzt werden würde. Auch Petrus hatte dieselbe Überzeugung, wie seine Schriften zeigen. Die Apostel wussten, sie seien „zum Tod bestimmt… der Welt ein Schauspiel“ (1 Korinther 4,9). Nur der Apostel Johannes, von dem der Herr gesagt hatte, „Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme…“ (Johannes 21,22), war die einsame Ausnahme unter ihnen. Ihm blieb das Martyrium erspart, doch starb er, ohne das verheißene Kommen zu sehen.
Während seiner abschließenden Haft schrieb Paulus an Timotheus, er werde zu Tode gefoltert, bevor Christus zurückkehrt: „Denn ich werde schon geopfert, und die Zeit meines Aufbruchs ist nahe“ (2 Timotheus 4,6). Viel früher hatte er gewusst, wann und wie sein Ende kommen würde. Nachdem Paulus die Epheser Ältesten dringend aufgefordert hatte, ihn in Milet zu treffen, gab er ihnen die schockierende und schmerzliche Nachricht:
Und nun siehe, ich weiß, dass ihr mein Angesicht nicht mehr sehen werdet, ihr alle, bei denen ich umhergezogen bin und das Reich Gottes verkündigt habe…. So habt nun acht auf euch selbst…. Denn das weiß ich, dass nach meinem Abschied räuberische Wölfe zu euch hineinkommen werden, die die Herde nicht schonen. (Apostelgeschichte 20,25-30)
Obgleich er wusste, er würde nicht leben, wenn Christus zurückkehrte, ermutigte Paulus wiederholt seine Generation, dies großartige Ereignis zu ihrer Zeit zu erwarten. Die Apostel hätten diese Haltung in der Urkirche nicht gefördert – tatsächlich wäre die Ermutigung durch sie und Jesus selbst grausam gewesen – würde Christus tatsächlich erst nach Eintreten bestimmter Ereignisse kommen können. Hätte Paulus seine Zeitgenossen ermutigt, Christus jeder Zeit zu erwarten, wenn Er tatsächlich erst nach der großen Trübsal oder Armageddon oder dem Millennium zurückkehren konnte, wäre Seine Täuschung unentschuldbar.
Manche wenden ein, es komme nicht auf unsere Annahme an, Christus könne vor, inmitten oder am Ende der großen Trübsal kommen, oder sogar nach dem Millennium. Das ist eine weitere Frage, die wir später behandeln werden. Momentan wollen wir bloß diese eine Tatsache feststellen: Für die Urkirche war die nahe Rückkehr Christi ihre tägliche Erwartung und Hoffnung. Und es war eine Hoffnung, die sie nicht wagen würden aufzugeben, denn Christus hatte ihnen geboten zu wachen und warten und bereit zu sein.
…Christus gebot Seinen Jüngern, sie sollten den künftigen Jüngern lehren, „alles halten, was ich euch befohlen habe.“ (Matthäus 28,20). Um den großen Missionsauftrag zu erfüllen ist es jedoch notwendig, alle Christen zu lehren, auf Christi nahe Rückkehr zu wachen und warten, denn das gebot Er Seinen Jüngern wiederholt…. Beachtet folgendes:
Eure Lenden sollen umgürtet sein und eure Lichter brennend; und seid Menschen gleich, die ihren Herrn erwarten, wenn er von der Hochzeit aufbrechen wird, damit, wenn er kommt und anklopft, sie ihm sogleich auftun.
Glückselig sind jene Knechte, welche der Herr, wenn er kommt, wachend finden wird….
Und wenn er in der zweiten Nachtwache kommt oder in der dritten Nachtwache kommt und sie so findet, glückselig sind jene Knechte….
Darum seid auch ihr bereit! Denn der Sohn des Menschen kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht meint.
Darum wacht! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde, in welcher der Sohn des Menschen kommen wird. (Lukas 12,35-40, Matthäus 25,13)
Zusammen mit der unbestreitbar erwartungsvollen Haltung der Urkirche kann solche Sprache nicht mit der zunehmenden Einstellung so vieler Christen heute dem Zweiten Kommen gegenüber in Einklang gebracht werden…. Doch das Neue Testament macht sehr deutlich, dass die Urkirche Sein Erscheinen beständig liebte und nach Seiner Rückkehr schaute und wachte. Weder Christus noch die Apostel, die diese Wachsamkeit ermutigten, können gemeint haben, was einige kürzlich aus ihrem Schriftstudium behaupten, entdeckt zu haben.
Paulus drängte Timotheus, „dass du das Gebot unbefleckt und untadelig bewahrst bis zur Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus“ (1 Timotheus 6,13-14). Damit setzte er eindeutig voraus, Christi „Erscheinen“ könne zu Timotheus Lebenszeit eintreten. Die Erwartung dieses Ereignis trug zweifellos zur reinigenden, himmlischen Orientierung jener Christen des ersten Jahrhunderts bei, die heute in der Kirche so fehlt. Überdies sah es Paulus für seine Leser in der Urkirche zweifellos als Kennzeichen echten Christentums an, die Rückkehr des Herrn in ihrer Lebzeit zu erwarten. In 1 Thessalonicher zum Beispiel zitierte Paulus als Beweis dafür, dass diese früheren Heiden wirklich Christen geworden waren, nicht nur „wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen“, sondern auch, sie hätten begonnen „seinen Sohn aus dem Himmel zu erwarten…“ (1 Thessalonicher 1,9.10). Das macht keinen Sinn, wenn die Schrift bereits verfügt hatte, unser Herr könne erst nach einem vorbestimmten, künftigen Ereignis kommen.
„O Freude, O Entzücken, sollten wir gehen ohne zu sterben!“ Diese Zeile aus einem alten Kirchenlied drückt eine außerhalb der Christenheit unbekannte Hoffnung aus. Man muss nicht sterben, um in den Himmel zu kommen! Zyniker außerhalb wie innerhalb der Kirche erinnern uns, die Christen hätten Jahrhundertelang solche Lieder gesungen und diesem Traum vergeblich angehangen. Niemand bestreitet die Tatsache, dass Christus noch nicht gekommen ist noch dass der Aufschub die wartenden Millionen von Christen über die Zeit schwer enttäuscht hat. Was bestritten wird ist die Behauptung, sie hätten vergeblich gewartet und gewacht.
Christi Gebot zu gehorchen, jeden Moment für Seine plötzliche Rückkehr „bereit zu sein“, kann nicht vergeblich sein, denn es hat seinen eigenen Lohn. Diese Haltung hat wachsamen Christen geholfen, vertrauensvoll ihr himmlisches Heim und Belohnung zu suchen und nicht die Dinge dieser Welt. Da das Leben bestenfalls sehr kurz ist, waren jene, die fest nach den Dingen droben trachteten, sehr bald sogar ohne Entrückung im Himmel und bedauerten gewiss nicht, Schätze im Himmel gesammelt zu haben und nicht in dieser Welt. Überdies hatte gerade die Hoffnung auf Seine nahe Rückkehr eine reinigende Wirkung auf ihr Leben. Sie gab auch dem großen Missionsbefehl eine Dringlichkeit, die andere, die an die Erfüllung erst in Jahrhunderten oder Jahrzehnten glaubten, kaum teilten.
Tatsächlich sind es die, die hofften, bei der schrittweisen Übernahme der Welt durch Christen die Herrschaft über die Kultur und Einrichtungen der Erde zu gewinnen, die vergeblich hofften. Nie ging dieser Traum in den letzten 2.000 Jahren in Erfüllung. Sie erreichten nicht nur nicht, was sie erhofften, sondern sie wurden irdisch gesinnt statt himmlisch. Gut möglich verloren sie dadurch auch zumindest Teile ihrer himmlischen Belohnung.
Die Tatsache, dass unser Herr gebot und Seine Apostel die Gläubigen jener Tage drängten, zu wachen und auf seine nahe Rückkehr zu warten, ist Beweis genug, dass es damals ohne die Notwendigkeit eines vorangehenden Ereignisses möglich war (und deshalb jetzt). Es ist jedoch nicht genug, diese Tatsache als Sache der Logik oder Lehre zu etablieren. Unseren Herrn zu lieben und Sein Kommen zu ersehnen muss die grundlegende Motivation in unserem Leben werden, wenn wir zu einem neutestamentlichen Christentum zurückkehren wollen.